Pflege |
Wer Wolle waschen will, muß etwas über
Wolle wissen: Woraus sie besteht, was ihr schadet, was ihr gut tut. Wolle
besteht hauptsächlich aus Eiweiß, die Oberfläche ist schuppenförmig. Unter
diesen Schuppen sitzen Luft und Fett. Daher darf man erstens Wolle nicht zu
heiß waschen oder gar kochen, da dann das Eiweiß gerinnt. Zweitens mag Wolle
keine alkalische Lauge, da diese Fett entzieht. Drittens sind Reiben, Bürsten,
festes Wringen zu vermeiden, weil dann die Luftpölsterchen unter den Schuppen
verschwinden, die Schuppen sich verhaken, die Wolle also verfilzt. Wie wäscht
man also Wollsachen am besten? Nehmen Sie auf jeden Fall ein Feinwasch- oder
Spezialwaschmittel, wie zum Beispiel »Woolite« als Pulver oder flüssig.
Erstens schäumen und reinigen diese Waschmittel auch in kaltem oder lauwarmem
Wasser. Zweitens enthalten Voll- und Grobwaschmittel Sauerstoff, der bleicht,
oder optische Aufheller, die zwar weiße Wäsche herrlich weiß, farbige
Wollsachen aber heller machen. Drittens bilden Feinwasch- oder
Spezial-Wollwaschmittel mit dem aus der Leitung fließenden, nicht enthärteten
Wasser keine Alkaliverbindung. Sie sind deshalb gewöhnlicher Seife vorzuziehen,
die immer etwas Lauge enthält. Diese greift die Wollfasern an und bildet mit
hartem Wasser Kalkseife, die sich auf den Wollfasern ablagert und Wollsachen
hart macht.
Das Waschbad soll so reichlich bemessen sein, daß die Wollsachen darin schwimmen. Das gilt sowohl für die Handwäsche als auch für die Waschmaschine. Bei dieser sollte man ein Viertel der für Buntwäsche angegebenen Füllmenge wählen, d. h. bei 4—5 kg normalem Fassungsvermögen nur l- 1/2 kg Wollsachen auf einmal waschen. Das Waschwasser soll nur handwarm sein; es darf also nur eine Temperatur von höchstens 30 ° haben. Heiß wassergewohnte Hausfrauenhände können sich da bei der Handwäsche irren. Setzen Sie deshalb lieber etwas zu kühl als zu heiß an. Beim Waschen in der Maschine haben Sie es einfacher: Entweder haben Sie ein Wollsiegel-Waschprogramm, das auf 30 ° eingestellt ist, oder Sie müssen, bei älteren Maschinen, diese Temperatur selbst wählen. Waschen Sie Wollsachen vor allem in der Maschine nie heißer als 30 °. Längere Aufheizdauer bedeutet längere Mechanik, d. h. Bewegung in der Maschine. Auch waschmaschinenfeste Wolle mit Filzfrei-Garantie muß sachgemäß behandelt werden, sonst filzt auch sie.
Wenn Sie befürchten, dass die Farben Ihres
Pullis ausfärben, machen Sie vor dem Waschen eine Echtheitsprobe: Einen Zipfel
in warmes Wasser tauchen und in einem weißen Tuch ausdrücken. Zwar bringen
alle bekannten Wollspinnereien nur Garne in echten Farben auf den Markt, aber
mitunter nimmt die erste Wäsche den überschüssigen Farbstoff weg. Zeigen sich
also Farbspuren, gibt man vorsichtshalber in das Waschwasser und auch in die
Spülbäder einen Schuß Essig. Essig ist eine Säure, die der Wolle nichts
anhaben kann, die aber die Farben festigt. Feinwaschmittel können einen Zusatz
von Essig vertragen, ohne daß der Schaum verschwindet oder die Reinigungskraft
vermindert wird.
Bei der Handwäsche drückt man Wollsachen nur leicht und sanft im Schaum: niemals darf man reiben oder rubbeln. Nach dem Waschen werden Wollsachen mehrmals in klarem Wasser ausgedrückt. Auf keinen Fall darf man Wollsachen wringen. Dem letzten Spülgang gibt man ein Weichspülmittel, wie zum Beispiel »Kuschelweich« bei, das sich wie ein Schutzfilm um die schuppige Struktur der Wollfasern legt und das Verhaken der feinen Schuppen mindert. Dann nimmt man den Pulli aus dem Spülwasser, legt ihn ausgebreitet auf ein Frottee-Handtuch und rollt ihn darin ein. Diese Prozedur wiederholt man mit einem zweiten trockenen Handtuch. Im Übrigen dürfen Sie Ihre Wollsachen ruhig in der Waschmaschine schleudern, da sie dabei am Trommelrand anliegt und nur die Nässe herausgeschleudert wird. Zum Trocknen legt man Wollsachen, auf einem weichen Badetuch ausgebreitet, an einen warmen, luftigen Ort, jedoch nicht in die Nähe von einem Ofen oder Zentralheizung oder gar in die Sonne. Dabei darf man die Wollsachen in Form ziehen. Wer sich vor dem Stricken einen naturgroßen Schnitt gezeichnet hat, kann diesen auflegen und prüfen, ob sich beim Waschen irgendwelche Maße verändert haben. Sonst muß man mit den Maßen der Schnittverkleinerung vergleichen. Bei Röcken wird der Saum zu einem sanften Bogen festgesteckt, nach dem Trocknen die Seitennähte ausgedämpft. Dann fallen sie wieder schön glockig und zipfeln nicht.
Mehrfarbige Pullover werden während des Trocknens mit Seidenpapier
ausgestopft. Mit Ausnahme von Rippenmustern darf man
Wollsachen nach dem Trocknen dämpfen. Man streicht mit
dem heißen Bügeleisen leicht über ein angefeuchtetes Bügeltuch und läßt
Wärme und Feuchtigkeit auf den Pulli einwirken.
Auf keinen Fall darf man mit dem Eisen das Bügeltuch oder den Pulli belasten.
Praktisch ist durchsichtiges Transparent-Bügeltuch , denn
man sieht, wo die gerippten Taillen- oder Saumbündchen beginnen und enden.
Nach dem Dämpfen müssen Wollsachen etwas abdampfen; dann erst
legt man sie fein zusammen und bewahrt sie in einem Plastikbeutel,
der vor Staub und Flecken schützt, im Liegen auf.
Wenn Sie dieses beachten, dann haben Sie bestimmt lange Freude an Ihren Stricksachen.